Die Krise der menschlichen Natur / Bevölkerungswachstum und Naturhaushalt.
Neben seinen politischeren Arbeiten hat Rolf Peter Sieferle auch ein umfangreiches wissenschaftliches Werk hinterlassen. Zu den wichtigsten Arbeiten aus seiner Feder gehören die hier in einem Band zusammengestellten Bücher Bevölkerungswachstum und Naturhaushalt sowie Die Krise der menschlichen Natur. Das die beiden Titel verbindende Thema ist jene große Transformation, die seit dem 18. Jahrhundert zur Ablösung des älteren – von der christlichen Religion wie dem Erbe der Antike – bestimmten Weltbildes durch ein neues führte. Zwar brach die Aufklärung mit den traditionellen Weltbildern fundamental, behielt jedoch die in ihnen teils präsente Vorstellung eines sich selbst regulierenden Gleichgewichts der Natur bei.Erst am Beginn des 19. Jahrhunderts wuchsen Zweifel an diesem Modell der »harmonischen Natur«. Der »Malthusianismus« mit seiner Angst vor den Folgen einer Überbevölkerung war insofern symptomatisch. Allerdings konnte sich sein pessimistisches Deutungsmuster nicht gegen die optimistischen des Liberalismus wie des Sozialismus durchsetzen. Beide kehrten zu einem harmonischen Naturbild zurück, verknüpften es aber wirkungsvoll mit der Erwartung unbegrenzten wirtschaftlichen Wachstums und fortschreitender Weltverbesserung. Gleichwohl deutlich wird, daß sich vielmehr ein Prozeß evolutionärer Selbstorganisation durchsetzt, in dem der Hang zur Autodestruktion angelegt ist, an dessen Ende ein normativer Identitätsverlust der betroffenen Zivilisation stehen könnte.Nachdem der Gedanke einer göttlichen Providenz ebenso ridikülisiert wurde wie die Fortschrittsmythen des 19. Jahrhunderts und heutzutage die sozialistische Planwirtschaft, blieb die marktwirtschaftliche Ökonomie scheinbar die letzte Bastion des Glaubens an eine natürliche, harmonische und gleichgewichtige Ordnung. Die Umweltkrise hat auch diesem Glauben heftige Schläge versetzt, die ihn stark ins Wanken brachten. Es gibt kein harmonisches Gleichgewicht von »Natur« und »Ökonomie« mehr, sondern auch innenökonomisch steht fest, daß Natur als externe, »politische« Vorgabe ökonomisch repräsentiert werden muß.
68,00 €*
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Rückblick auf die Natur
1997 erstmalig erschienen, erinnert Sieferle in diesem Band an die Grundlagen, auf denen unser wirtschaftliches Anspruchsdenken beruht: die Natur und ihre Veränderung durch den Menschen.Sieferle spannt einen weiten Bogen von den Jägern und Sammlern der Altsteinzeit über die Ackerbaukulturen bis hin zur Industrialisierung oder Modernisierung, die als zweite Transformation der Landschaft begriffen wird: vom agrarischen System hin zum fossilen IndustriesystemSieferles interdisziplinär angelegte Umweltgeschichte eröffnet neue Perspektiven auf das Verhältnis von Natur und Mensch. Gerade der Naturschutz muß sich die Frage gefallen lassen, ob seine Bemühungen nicht nur ein Teil der Umweltgestaltung sind, da es eine vom Menschen unabhängige Natur schon lange nicht mehr gibt.Insgesamt ergibt sich das eindrucksvolle Bild einer unaufhaltsamen Dynamik, die von den politisch-militärischen Katastrophen, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lediglich irritiert, gestört und kurzfristig unterbrochen, nicht aber wirklich modifiziert oder gar umgelenkt worden ist. Unabhängig von politischen Regimes, von Wirtschaftsformen und von kulturellen Präferenzen hat sich das Wachstum von Stoffumsätzen seine eigene Bahn gebrochen.Leseempfehlung!
40,00 €*
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Epochenwechsel – Die Deutschen an der Schwelle zum 21. Jahrhundert
Band 1 der Werkausgabe : Rolf Peter Sieferles politisches Hauptwerk in einer vom Autor bearbeiteten, unveröffentlichten Fassung!1994 legte Sieferle diesen Großessay zum »Schlachfeld der Geschichte« vor, in dessen Zentrum das gegenüber dem universalistischen Projekt des »Westens« widerständige Deutschland mit seinem Willen zum eigenen Weg steht. Die beiden Weltkriege in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert waren Vorboten einer Auseinandersetzung zwischen universalistischen Perspektiven und deren partikularistischer Abwehr. Er zeigt, wie die beschleunigte Moderne in ihrer seit hundert Jahren anhaltenden, ständigen »Flucht nach vorne« wachsende Problemberge vor sich herschiebt, zu deren gedanklicher Bewältigung die alten Ideologien des Liberalismus, des Sozialismus und des Nationalismus immer wieder in neue Kleider schlüpfen und in neuen Paradoxien verheddern.Wie für Sieferle charakteristisch, kommt der von einer »Krise« erfaßten Natur eine zentrale Rolle in der Analyse zu. Sie stellt das Industriesystem vor ungeahnte Herausforderungen und konfrontiert es mit der möglichen Wand, an der die ständige »Flucht nach vorne« enden könnte. Der Umgang mit der »Umweltkrise« wird zur entscheidenden Frage des Epochenwechsels.Im verbreiteten Gefühl einer anstehenden Umweltkrise drückt sich daher eine Witterung dafür aus, daß das expansive Industriesystem, das weltweit zu einem sensationellen Wachstum der menschlichen Bevölkerung wie auch des Pro-Kopf-Umsatzes von Stoffen und Energie geführt hat und noch weiter führen wird, diese Form der Dynamik nicht dauerhaft wird aufrechterhalten können.Leseempfehlung!
52,00 €*
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Der unterirdische Wald
Die historiographische Debatte über die von England ausgehende Frühindustrialisierung (1760-1830) und ihre diversen Verläufe in den Schlüsselstaaten Kontinentaleuropas ist bis heute ungebrochen lebhaft und zeitigte eine immense Zahl an Aufsätzen und Monographien.In den vergangenen vier Jahrzehnten gesellten sich vor allem Beiträge hinzu, die umwelthistorische und sozialmetabolische Faktoren fokussierten. Unter diesen kommt Rolf Peter Sieferles Studie Der unterirdische Wald - Energiekrise und Industrielle Revolution, nun endlich neuaufgelegt, herausragende Bedeutung zu. Auf quellengesättigte und zugleich synoptische Weise werden der englische und deutsche Weg von der Agrar- zur Industriegesellschaft, vom Solarenergie- zum Fossilenergieregime anhand der Nutzung des Energieträgers Kohle, der eine wesentliche Rolle auf diesem Weg spielte, aufgezeigt.Sieferle gelingt es, anschaulich darzustellen, wie der Druck eines an seine Grenzen stoßenden Ertrages aus der Fläche (Holzkrise), die Kohlenutzung, und damit wechselseitig den technischen Fortschritt, ankurbelte. Dabei wird deutlich, daß der in diesem Prozeß produzierter Wohlstand, zu einem ökologischen Preis kommt. Es zeichnet sich zunehmend die Gefahr ab, daß menschliche Handlungen einerseits ausreichen, natürliche Kreislaufsysteme zu zerstören, andererseits aber nicht die Komplexität besitzen, neue sinnvolle Gleichgewichte zu erzeugen. Hierin wird ein neuer »Widerstand« der Natur sichtbar.Eine umwelthistorische Pionierstudie, die man gelesen haben sollte!
48,00 €*
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Fortschrittsfeinde?
Die Frage des Fortschritts und der Opfer, die er fordern darf, wird zu allen Zeiten immer wieder neu verhandelt. Den Annehmlichkeiten der Technik und des Wohlstands, die man dem Fortschritt zuschreibt, werden dann der Verfall der Sitten, die Ödnis der gleichgeschalteten Welt oder der Raubbau an der Natur und die der Technik innewohnenden Gefahren entgegengehalten. Sieferles Studie Fortschrittsfeinde? ist ein Beitrag zu dieser Frage, um die 1984, als das Buch zuerst erschien, vor dem Hintergrund der Debatte um die Nutzung der Kernenergie in der Öffentlichkeit aggressiv gerungen wurde.Sieferle stellt diese Debatte auf eine quellengesättigte historische Basis und entzieht sie damit der Tagespolitik. Er verfolgt die Linien der Fortschrittskritik über die Wirtschaftswunderzeiten, den Nationalsozialismus, die Lebensreformbewegung und die soziale Frage des 19. Jahrhunderts zurück bis zur Romantik. Sieferle entdeckt dabei die kulturpessimistische Tradition des Naturschutzes neu und zeigt auf, wie die Grünen aus dem konservativen Naturschutzgedanken eine Emanzipationsideologie gemacht haben. Wer wissen möchte, wie es dazu kam, daß die progressiven Gesellschaftskritiker über die neoromantischen Zivilisationskritiker obsiegten und seither die Ökologie verraten, der sollte zu diesem Buch greifen!Der romantische Konservatismus kritisierte den Prozeß der Modernisierung; er verteidigte die eingebettete Normstruktur der traditionellen Gesellschaft gegen Aufklärung, Kapitalismus, Industrialisierung und Demokratie. Leseempfehlung!
58,00 €*